Kinostarts


BARBIE (2023)

We're all Kenough

Bild: ©  Warner Bros. GmbH

BARBIE, ein Film, den ich gerne nochmal zum ersten Mal sehen würde. 

 

Barbie war nie nur eine Puppe. Sie war über die Jahrzehnte so Vieles: Astronautin, Tierärztin, Ballerina oder auch Meerjungfrau mit extra langen Haaren, die so bunt waren, wie der Regenbogen. Aber sie war auch die Verkörperung von endlosen Träumen. Die Träume von kleinen Mädchen und auch Jungen. 

Trotzdem wurde immer wieder das Argument hervorgeholt, dass nicht alle Organe in ihren kleinen Körper passen würden oder, dass sie mit ihren Maßen gar nicht selbstständig stehen, geschweige denn laufen könnte. Ja, das traf auf mein buntes Stoffschwein damals auch zu. Das hatte eine Spieluhr im Bauch. Und immer wieder war Barbie Gegenstand von Kontroversen, die beweisen wollten, dass Barbie junge Mädchen krank macht mit ihrem Schönheitsideal. 

Aber hätte man die 9-jährige Clara gefragt, hätte sie stolz ihre Pilotin- und Stewardess-Barbie gezeigt. Sie war natürlich beides. Sie hatte einen kurzen blonden Bob, eine blauen Mütze und einen großen Koffer, der randvoll gepackt war für ihren großen Trip nach wo auch immer hin. Vielleicht nach Barbieland? Da hätte es ihr bestimmt gefallen. Nichts war lächerlich oder peinlich an ihr. Sie war eine mutige und unabhängige Businesswoman. Mit ihr und den anderen Barbies und Steffis und auch Kens konnte in meinem Kinderzimmer alles passieren. Nie wollte ich durch Barbie schlank und hellblond sein! Dafür haben andere Dinge früh genug gesorgt: ungefragte Kommentare von realen Personen in meinem engsten Umfeld, unrealistische Kleidergrößen in der Frauenabteilung, Werbung mit schönen, schlanken Menschen, die lächelnd fettreduzierte Produkte in die Kamera halten. 

 

Was ich aber eigentlich sagen möchte: Dass BARBIE mit der Regisseurin Greta Gerwig kein Kinderfilm werden würde, wusste ich sofort. Dass er so weh tun würde, habe ich nicht kommen sehen. Ja, es ist manchmal unmöglich eine Frau zu sein. Nicht mal im eigenen Geschlecht finden wir Verbündete, aber beschwer dich bloß nicht. Das ist undankbar. Sei nicht zu emotional! Meckere nicht! Sei nicht zu girly! Sei nicht zu freizügig! Sei nicht zu irgendwas! BARBIE spricht Wahrheiten aus, die eigentlich bekannt sind und wir doch alle hören müssen - mit dem richtigen Werkzeug ausgesprochen! Mit Barbie! 

Und ja, der Film ist ein Werbefilm in Spielfilmlänge für Mattel, aber das war der Legomovie auch. Und von den Marvelfilmen fange ich gar nicht erst an. BARBIE erfindet den Kapitalismus jetzt nicht neu. Sie ist in den Augen von manchen Vielleicht nicht so gefällig, wie sie es gerne hätten.

Gerwig hat mit BARBIE etwas genommen, was man augenscheinlich so leicht hassen kann und hat damit erfolgreich so viele wichtige Botschaften transportiert, wie die Gleichberechtigung beider Geschlechter, systematische Misogynie und wie das Patriachat nicht nur die Frau, sondern auch den Mann beherrscht und es nicht darum geht eine Seite zu wählen, sondern gemeinsam es besser zu machen. Davor kann ich nur meinen Hut ziehen. 

 

Der Hass der diesem Film entgegen schlägt, sagt in erster Linie mehr über die Kritiker:innen selbst, als über den Film an sich aus. Sie sagen, er wurde Männerhass verkörpern, er sei oberflächlich, eine Gelddruckmaschine und einfach nicht ernst zu nehmen. Und für mich wird hier klar, es wurde selbst nur oberflächlich auf den Film geschaut. Das hoffe ich zumindest...

Es gibt die einen, die es verstanden haben und es gibt die, die es nie verstehen werden, aber das hat irgendwann auch nichts mehr mit einer blonden Puppe im pinken Kleid zu tun, sondern mit uns allen. Es ist unsere Aufgabe jetzt weiter zu machen und uns zu fragen, warum manche ein "Spielzeug" so aufregt. Vielleicht, weil sie tief in sich drinnen auch wissen, dass Barbie mehr als das ist.

 

Ab jetzt im Kino!

 

Regie: Greta Gerwig

USA/Großbritannien/1h 55min.